E.T.A. Hoffmann und Sophie Mereau haben gemeinsam Radionachrichten zum Gedicht „Das bucklicht Männlein“ entworfen, viel Spaß bei der Lektüre!

Mod.: „München. Gestern Nacht wurde im Brennpunkt Giesing eine Anzeige wegen Belästigung, Demütigung und Mißhandlung gestellt. Der 68jährige Rentner Paul Mühlbauer wurde gegen Mittag von 7 Ghettokindern mit Migrationshintergrund überfallen und den ganzen Tag bis Spät in die Nacht hinein gequält und gedemütigt. Heute, hier, live im Studio, haben wir das Opfer und können die Informationen zu dieser brutalen Tat aus erster Hand erfahren. Hr. Mühlbauer, ich begrüße Sie rechtherzlich bei uns willkommen.“

Hr. M.: „Guten Tag Hr. Moderator.“

Mod.: „Können Sie unsere Zuschauer vielleicht erzählen was an diesem besagten Tag geschehen ist?“

Hr M.: „Selbstverständlich. Ich saß gegen Mittag in meinem Garten als mich 7 Jugendliche überraschten. Sie wollten eignetlich nur mit mir ein bisschen reden, doch als ich in die Küche ging um Tee für uns alle zu kochen, sah ich einen von ihnen wie sie meinen Topf zerbrochen haben. Ab da ging es los.“

Mod.: „Was ist weiter passiert?“

Hr. M.: „Die Kinder haben mich nicht mehr in Ruhe gelassen. Sie schickanierten mich bis aufs äußerste z.B. fraßen sie mein Müsli auf, den ich mir gemacht habe und von dem ich fast gar nichts mehr da hatte. Oder ich konnte sie beobachten wie sie mir meinen Holzstuhl geklaut haben. Das ist doch eine Frechheit. Und so ging es den ganzen Tag weiter!“

Mod.: „Konnten Sie nicht innerhalb der Zeit die Polizei verständigen oder sich sonst wo Hilfe holen?“

Hr. M.: „Nein, sie schloßen mich in meinem Haus ein und jagten mich durchdas ganze Haus. Ich bin doch sowieso schon ein sehr alter Mann, wo soll ich da noch wie die jungen Dinger herumtollen.“

Mod.: „Oje, das ist ja schlimm. Aus dem Polizeibericht konnte ich entnehmen, dass sie abermals von den 7 Jugendlichen ausgelacht wurden.“

Hr. M.: „Ja, das stimmt allerdings. Sie ließen mir keine Ruhe. Um mich etwas zu entspannen wollte ich ein bisschen an meinem Fadenrad drehen (das beruhigt mich immer sehr), doch als ich anfangen wollte ging das Teil nicht und die Jungs lachten mich alle aus. Ich weiß nicht wie sie das hinbekommen haben, dass mein Rädchen nicht mehr arbeitete. Es war eine Qual!“

Mod.: „Am Ende des Abends ist doch etwas sehr seltsames dann passiert… Könnten Sie, Herr Mühlbauer, uns dies genauer schildern?“

Hr. M.: „Das stimmt wohl. Gegen Ende des Abends, es muss schon 23 Uhr gewesen sein, gab ich den Kampf mit den Kindern auf und wollte mich zu Bett legen. Ich wurde sehr religiös aufgezogen sodass ein kleines Gebet vor dem Schlafengehen immer im Plan war. Wie auch an diesem Abend. Als ich grade dabei war und mich vor mein Bett kniete hörte ich die Jungs hinter mir sage ich solle doch auch für sie mitbeten damit sie wieder ein Zuhause und Liebe erfahren könnte. So wurde mir klar, dass das ganze Theater welches ich mit dem Ghettokindern hatte einfach nur ein Hilfeschrei nach Aufmerksamkeit war. Trotzdem wollte ich diese Quälgeister nicht entkommen lassen und diese Liebe, die ihnen so fehlte, sollen sie jetzt im Gefängnis erleben!“

Mod.: „Vielen Dank Herr Mühlbauer für Ihre Ehrlichkeit und Ihren Besuch!“

Die Gruppe aus Friedrich de la Motte Fouqué, Friedrich Schlegel und Wilhelm Heinrich Wackenroder hat sich zum Gedicht „Das bucklicht Männlein“ eigentlich eigene Aufgabenstellungen ausgedacht, jedenfalls kann ich keinen Zusammenhang zur gestellten Aufgabe (Nacherzählung aus der Perspektive eines unbeteiligten Beobachters) erkennen. Das macht aber überhaupt nichts, denn beide Umdichtungen sind sehr lustig:

Version 1:

Wollt ein Weiblein in ihr Gärtlein gehen,
Wollt ihr‘ Zwiebel gießen,
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt als an zu niesen.

Wollt sie in ihr Küchel gehen,
Wollt ihr Süpplein kochen,
steht ein bucklicht Männlein da,
Aus Wut hat ihr Töpflein brochen.

Wollt sie in ihr Stüblein gehn,
Wollt ihr Müslein essen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat’s aus Rache schon halber gessen.

Wollt sie auf ihr Boden gehen,
wollt ihr Hölzlein holen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat ihr’s aus Verzweiflung halber g’stohlen.

Wollt sie in ihr’n Keller gehn,
wollt ihr Weinlein zapfen,
steht ein bucklicht Männlein da,
tut ihr’n Krug gierig wegschnappen.

Setzte sie sich ans Rädlein hin,
wollt ihr Fädlein drehen,
steht ein bucklicht Männlein da,
lässt das Rad flehend nicht gehen.

Ging sie in ihr Kämmerlein,
Wollt ihr Bettlein machen,
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt aus Sehnsucht an zu weinen.

Wenn sie an ihr Bänklein kniete,
wollt ein bisschen beten,
steht das bucklicht Männlein da,
fängt als an zu reden.

Liebes Weiblein, ach, ich bitt,
bet fürs bucklicht Männlein mit!

 
Version 2:

Will ich in mein Gärtlein gehn,
will ich mein Haschisch gießen,
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt als an zu niesen.

Will ich in mein Stüblein gehn,
will mein Heroin kochen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat mein Töpflein brochen.

Will ich in mein Stüblein gehn,
will mein Kokain messen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat’s schon halber gessen.

Will ich auf mein Boden gehn,
will mein Spritzlein holen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat mir’s halber g’stohlen.

Will ich in mei’n Keller gehn,
will mein Weinlein zapfen,
steht ein bucklicht Männlein da,
tut mir’n Krug wegschnappen.

Setz ich mich ans Rädlein hin,
will mein Jointlein drehen,
steht ein bucklicht Männlein da,
lässt das Rad nicht gehen.

Geh ich in mein Kämmerlein,
will mein Drogelein verpacken,
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt als an zu lachen.

Wenn ich an mein Bänklein knie,
will ein bisschen beten,
steht das bucklicht Männlein da,
fängt als an zu reden:

Liebes Kindlein, ach, ich bitt,
bet fürs bucklicht Männlein mit!

Eine Aufgabe zum Gedicht „Das bucklicht Männlein“ war zu erzählen, wie das lyrische Ich im Gedicht nach jeder Strophe reagieren sollte. Hier ist das Ergebnis von Bettina von Arnim, Clemens Brentano und Ludwig Tieck:

Will ich in mein Gärtlein gehen,
will mein´ Zwiebeln gießen,
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt an zu nießen,
bin erstaunt, hab´ noch nie so ein
seltsam Wesen gesehen,
und ihm „Gesundheit“ gewunschen.

Will ich in mein Kuchel gehen,
will mein Süpplein kochen,
steht der Quasimodo töricht
und hat mein allerliebstes
Lieblingstöpfchen brochen,
entschuldigt sich nicht mit einem Gedicht.

Will ich in mein Stüblein gehen,
will mein Müslein essen,
steht es schon wieder da
und hat´s schon halber gessen!
Musst doch bleiben freundlich zum
ungebetnen Gast, bot ihm alles an,
konnt doch einfach neu´s Müslein abmessen.

Will ich Hölzlein auf mei´n Boden holen,
hat´s das Gaunlein schon halber g´stohlen.
Will ich ihn zur Rede stellen,
was er da machen, fühl ich mein´ Unruh´
in meinem Leibe heraufquellen.

Will ich in mei´n Keller gehen,
will mein Weinlein zapfen,
tut mir das bucklicht Ding mir
mei´n Krug wegschnappen.
Bin schnell wie das Blitzlein,
und schnapp frech den Krug mir z´rück.

Setz mich ans Rädlein hin,
will mein Fädlein drehen,
lässt der Quälgeist, das Rad nicht gehen!
Ist Frechheit, deshalb droht ich mit der Nadel,
hegte Mordgedanken,
doch verfehlte´s Ziel zu meinem Bedauern,
in meiner Wut und stieß ihn nur vom Stuhl!
Welch Schmach, es ist noch immer da!

Geh ich in mein Kämmerlein,
will mein Bettchen machen,
steht das bucklicht Männlein da,
fängt als an zu lachen.
Schrei ihn an, werd bald krank
wirf mich auf ihn, meine Nerven liegen blank!

Wenn ich an mein Bänklein knie,
will ein bisschen beten,
so fängt das bucklicht Männlein an zu reden:
Liebes Kindlein, ach, ich bitt,
bet fürs bucklicht Männlein mit!
Stimmt ihm nach Grübeln zu,
aber nur damit es mich lässt ihn Ruh.
Bitte, lieber Gott, verzeih mir meine
bösen Hintergedanken,
damit ich das bucklicht Männlein lässt mich alleine.

 

Am Ende der Unterrichtseinheit zur Romantik und vor der Lehrprobenstunde haben wir noch ein weiteres Lied der Romantik behandelt, diesmal ein anonymes Volks- bzw. Kinderlied aus „Des Knaben Wunderhorn“, von Clemens Brentano und Achim von Arnim aufgeschrieben. Dazu gab es wieder eine Reihe kreativer Aufgaben zu bearbeiten. Hier erstmal das Gedicht:

wunderhorn11

Das bucklicht Männlein

Will ich in mein Gärtlein gehn,
will mein‘ Zwiebeln gießen,
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt als an zu niesen.

Will ich in mein Küchel gehn,
will mein Süpplein kochen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat mein Töpflein brochen.

Will ich in mein Stüblein gehn,
will mein Müslein essen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat’s schon halber gessen.

Will ich auf mei’n Boden gehn,
will mein Hölzlein holen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat mir’s halber g’stohlen.

wunderhorn2

Will ich in mei’n Keller gehn,
will mein Weinlein zapfen,
steht ein bucklicht Männlein da,
tut mir’n Krug wegschnappen.

Setz ich mich ans Rädlein hin,
will mein Fädlein drehen,
steht ein bucklicht Männlein da,
lässt das Rad nicht gehen.

Geh ich in mein Kämmerlein,
will mein Bettlein machen,
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt als an zu lachen.

Wenn ich an mein Bänklein knie,
will ein bisschen beten,
steht das bucklicht Männlein da,
fängt als an zu reden:

Liebes Kindlein, ach, ich bitt,
bet fürs bucklicht Männlein mit!

 

Über die Hintergründe dieses Liedes (das eigentlich gar kein Kinderlied ist), kann man sich hier im Liederlexikon informieren (sehr interessant!). Ein paar Infos zu „Des Knaben Wunderhorn“ gibt es bei wikipedia, kaufen kann man’s auch und die Bilder stammen von den Seiten der Universitätsbibliothek Heidelberg.

Anmerkung der Redaktion: dies ist das achzehnte Ergebnis zu dieser Aufgabe, Autor ist natürlich Wilhelm Hauff selbst. Viel Vergnügen bei der Lektüre und danke an Herrn Hauff!

hauffReporter: Hallo Herr Hauff, wie geht es Ihnen?

Hauff: Gut, danke.

Reporter: Lassen sie uns über Ihren berühmten Vorfahren Wilhelm reden?

Hauff: Nun gut, so genau weiß ich da auch nicht bescheid aber einiges kann ich sicherlich    erzählen.

Reporter: Was wissen sie denn über seine Kindheit und Jugend?

Hauff: Also, er wurde im November 1802 in Stuttgart geboren, bereits 1809 starb sein Vater und die Mutter musste mit den vier Kindern zu ihrem Vater nach Tübingen ziehen. Dort besuchte er dann das Gymnasium sowie später dann eine Klosterschule. Danach studierte er Theologie, dies wurde nämlich vom Staat finanziert.

Reporter: Und dann, womit verdiente er dann sein Geld?

Hauff: Er war dann bei einem Freiherrn in Stuttgart Hauslehrer, danach reiste er durch Frankreich und Norddeutschland. Soweit ich weiß veröffentlichte er dann einen Roman unter falschen Namen, um mehr Aufsehen zu erlangen und höhere Preise verlangen zu können. Dieser verkaufte sich dann glänzend und Wilhelm wurde bekannt. Ab 1827 war er dann  Redakteur bei einem Morgenblatt für gebildete Stände.

Reporter: Sie wissen ja doch einiges über ihn, wie sah es denn in seinem Privatleben aus?

Hauff: 1827 heiratete er seine Cousine Luise Hauff, gemeinsam bekamen die beiden dann ein Kind welches am 10. November geboren wurde.

Reporter: Doch dann geschah etwas Unerwartetes.

Hauff: Ja, auf einer Reise durch Tirol erkrankte er an Nervenfieber woraufhin er am 18. November, also nur acht Tage nach der Geburt seines Kindes starb.

Reporter: Jetzt wissen wir einiges über sein Leben aber wie sah es denn mit der Literatur aus?

Hauff: Wie schon gesagt, angefangen hat ja alles mit der Veröffentlichung des Buches „Der Mann im Mond oder der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme“ unter falschen Namen. Natürlich gab es davor auch schon einige Novellen von ihm, aber von nun an war bekannt. 1826 entstanden dann die Erzählungen „Othello“ und „Die Sängerin“, daneben sein historischer Roman „Lichtenstein“, welcher ja neben seinen Märchen das bekannteste Werk von ihm war.

Reporter: Ihm war ja nur ein kurzes Leben beschieden, was macht ihn denn unsterblich?

Hauff: Erstens wurden seine berühmten Märchen mehrmals verfilmt und zweitens gibt es noch solche Sachen wie den Wilhelm-Hauff-Preis zur Förderung von Kinder- und Jugendliteratur, der zu seinem Gedenken gestiftet wurde.

Reporter: Danke für dieses Interview, auf Wiedersehen.

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Schon vor einiger Zeit haben wir im Unterricht das Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff behandelt, das hier neben Caspar David Friedrichs berühmtes Bild „Frau am Fenster“ gestellt ist:

Sehnsucht

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Es schienen so golden die Sterne, 
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leibe entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!

Zwei junge Gesellen gingen
Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in die Waldesnacht.

Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die überm Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht,
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht.-

 

Nach der „normalen“ Besprechung sollten sich die Schüler auch kreativ mit dem Text auseinandersetzen. Aufgabe war es, selbst ein „Land der Sehnsucht“ darzustellen. Die erste Gruppe, die dazu arbeitete und aus E.T.A. Hoffmann, Sophie Mereau, August Wilhelm Schlegel und  Wilhelm Müller bestand, lieferte folgendes Ergebnis ab:

Ich stehe da und sehe nichts als die unendliche Weite des Meeres. Die Sonne geht unter, sie scheint ihre letzten Strahlen des Tages, die den Horizont golden schimmern lassen. Umhüllt von einer süßen, warmen Brise, lausche ich dem Gesang der Möwen. Die Welt scheint still zu stehen, keine Sorgen die mich plagen, nur ich allein und sonst nichts. Die Schönheit dieses Ortes bändigt mich.
Doch trotzdem will ich fort. Ich spüre eine Leere in mir, ich weiß nicht woher das kommt.
Mein Herz sucht nach einer unbestimmten Vollkommenheit. Ich werde nicht vorher ruhen, sei es bis an die Ewigkeit, so werde ich das Land meiner Träume mit der Seele suchen.

Die zweite Gruppe, die zu diesem Thema arbeitete, setzte sich aus Adelbert von Chamisso, Karoline von Günderrode, Novalis, Dorothea Schlegel und Ludwig Uhland zusammen und wartete gleich mit zwei Ergebnissen auf. Die Umsetzung der gemeinsamen Ideen lag wesentlich in Karoline von Günderrodes Händen:

Version 1:
Es ist ein kalter, ätzender, verregneter und obendrein vernebelter Morgen.
Nein.
Es ist nicht kalt, es ist arschkalt. Selbst in der tiefsten Antarktis musste es grad wärmer sein als hier! Meine Zehen, die in meinen durchweichten Schuhen langsam abstarben waren eine echte Konkurrenz für jedes tiefgefrorene Fischstäbchen.
Da Vater Staat verarmt ist, kann er sich natürlich keine überdachte Bushaltestelle leisten. Wie käme er auch dazu?
So war ich also dem niederprasselnden, wie aus Eimern gießenden Regen ausgesetzt. Jeder Tropfen, der mich erwischte schien beinahe höhnisch zu spotten: „Hihi! Hab ich dich nass gemacht?!“
Zu allem Überfluss war neben mir noch ein hyperaktiver Presslufthammer, der mit jeder Nanosekunde meine Nerven unter eine Zerreißprobe stellte.
Was hatte ich nur getan, dass mein Tag so beschissen war?!
Nun kam endlich der Bus, der absichtlich so schwungvoll bremste, dass ich eine ganze Ladung abgestandenes Regenwasser, Matsch, Dreck und jede Menge gesunde Bakterien in die Fresse gespritzt bekam. Wütend starrte ich den Bus an. Wenn Blicke töten könnten!
Dabei fiel mir eine TUI-Werbung auf, die am Bus angebracht war.
Ein weiter Strand mit weißem Sand… Wie gerne wäre ich jetzt da!
So schön warm und angenehm… Ich bekam direkt eine Gänsehaut!
Für einen Augenblick schloss ich die Augen und sah alles klar vor mir: Eine Sandbank, so weit das Auge reicht! Die Sonnenstrahlen kitzeln auf meiner Haut und liebkosen sie. Mit jedem Atemzug nehme ich den salzigen Geruch des Meeres in mir auf.
Frisch.
Klar.
Erquickend.
Sanft spielt der Wind mit meinen Haaren und der Sand zwischen meinen Zehen knirscht. Der Strand ist von meterhohen Palmen gesäumt, auf denen bunte Vögel sich niedergelassen haben um liebliche Melodien zu singen.
Zusammen mit dem Rauschen des Meeres ist dies der Gesang des Paradieses!
Oh, jede Faser meines Köpers sehnt sich an solch einen traumhaften Ort…!
Doch plötzlich schreckte ich auf, als ich bemerkte, dass der Bus ohne mich abgefahren ist und mir erneut eine Fuhre Schlamm ins Gesicht schleudert.

Version 2:
Man sollte meinen, dass man sich irgendwann nach all den Jahren daran gewöhnt. Aber selbst nach endlos langer Zeit ist es eine einzige Tortur. Die monotone Stimme des Lehrers, die für den immerzu müden Geist eines hart arbeitenden Schülers wie ein Signal aus dem Orbit ist, erteilt irgendwelche Arbeitsaufträge. Als wäre dies ohnehin nicht schon Stress genug, setzt man uns auch noch unter Zeitdruck.
Jeder normale Angestellte würde fristlos kündigen, wenn er unter denselben Bedingungen wie wir arbeiten müsste.
Das Zimmer hat ein unvergleichliches Aroma, das nur bei 30 denkenden, ungewaschenen und gereizten Schülern zustande kommen kann. Hätte jemand das Patent für diesen wohlriechenden Duft – er könnte Milliarden damit scheffeln!
Aber wen wundert das schon, wenn das Zimmer förmlich kocht? Gelegentlich berichten Augenzeugen, dass sie schon die Luft haben flimmern gesehen. Und dies waren keine Einzelfälle!
Aber man muss auch an die positiven Aspekte denken:
Wo es warm und feucht ist gedeiht nicht nur Schimmel, sondern auch allerlei Spinnen und anderes Getier hervorragend! Anstatt unsere liebe Natur mit ihrer ganzen Artenvielfalt draußen zu studieren, braucht man sich nur lange genug im Zimmer umsehen, um die gesuchte Spezies zu finden.
Apropos Spezies: Immer wieder verirren sich hochentwickelte, zweibeinige Arten zu uns, die glauben, sie müssen uns erklären was wir im Leben alles nicht brauchen.
Das Spektrum ist breit! Von A wie Alkane in Chemie bis Z wie 2. Teil von Goethes „Faust“ in Deutsch.
Bevor ich’s vergesse: Diese hochentwickelte, besserwisserische Spezies namens „Lehrer“ öffnet bei zu großer Hitze das Fenster.
An und für sich eine gute Idee, wenn nicht ein Temperaturunterschied von mindestens 30°C herrschen würde! Aber das soll uns helfen, unseren Arbeitsauftrag zu erledigen. Seit wann funktioniert ein eingefrorenes Hirn? Und nicht vergessen: Bald ist Notenschluss!
Wundert sich da überhaupt jemand, wenn sich ein armer, dummer und gepiesackter Schüler einfach nur den alles erlösenden Gong herbeisehnt? Solch eine winzige kleine Melodie ist für hunderte Menschen wie der Gesang der Engel! Auch wenn es nur Pause ist…
Ein wenig mit Freunden ratschen, lästern.
Den ewigen Stress vergessen.
Aufatmen können und über belangloses Zeug sich den Arsch ablachen.
Die Seele beim neusten Klatsch und Tratsch baumeln lassen.
Erlebnisse austauschen.
Oder einfach nur nebeneinander stehen und ohne Worte seine Qualen mit den Leidensgenossen teilen.
Alles bei einer Stärkung für den nächsten Kampf vergessen.
Ist das nicht herrlich? Das ist Leben!
Die Steigerung ist nur noch die Erlösung – der Gong in der letzten Stunde am Freitag. Wie Besessene stürzen wir aus dieser Anstalt aus.
Nur weg!
Nur Heim!
Das Ziel ist nicht mehr fern!
Freizeit! Oh, du süßes, holdes Wort! Welch eine Erquickung!
So einfach kann man ein Schülerherz zufrieden stellen!

Anmerkung der Redaktion: dies ist das siebzehnte Ergebnis zu dieser Aufgabe, Autor ist natürlich Novalis selbst. Viel Vergnügen bei der Lektüre und danke an Herrn Novalis!

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Reporter: Schön dass sie Zeit gefunden haben Herr Hardenberg, oder sollte ich besser sagen Herr Novalis?

Novalis: Ich veröffentliche meine Werke gerne unter diesem Pseudonym, was dazu geführt hat, dass ich immer nur  mit  meinem Künstlernamen angesprochen werde. Sie können mich also  ruhig Novalis nennen.

Reporter: Wie kamen sie auf diesen Namen?

Novalis: Der Name entsprang  aus einem älteren Familienzweig und bedeutet latinisiert so viel wie „die Neuland roden“. Ich selbst sehe mich als jemanden der gerne Schranken bricht und neuen Boden als erster betritt. Vielleicht werde ich deshalb als eine Art Pionier der Frühromantik gesehen.

Reporter:  Der Name fördert wohl auch die Vermarktung ihrer Werke!

Novalis: Ich gebe zu, dass es durchaus von Vorteil sein kann einen Künstlernamen zu besitzen, jedoch muss sich ein solcher auch behaupten.

Reporter: Bei ihnen scheint dieses Konzept jedenfalls zu funktionieren, seit der Veröffentlichung  ihres bedeutenden Werkes  „Blütenstaub“ in der Zeitschrift „Athenaeum“ ist ihr Name vielen ein Begriff.  

Novalis: Ich will ja keine Werbung machen, aber die Euphorie zeigt doch, dass es mir gut gelungen ist.

Reporter: Als müssten sie sich um Verkaufszahlen  Sorgen machen.

Novalis (lachend): Bitte verstehen sie mich nicht falsch. Ich wollte damit nur andeuten, dass  die Frühromantik in der Gesellschaft präsent ist.

Reporter: Besonders bei jüngeren Generationen scheinen sie gut anzukommen und dass obwohl sie einen vorbildlichen Lebenslauf hinter sich haben und somit nicht in das typische Raster der Jugend passen.  Sie wurden am 2. Mai 1772 geboren.  Sie stammen  zudem aus einem wohlhabenden, adligen Elternhaus, studierten Jura (Abschluss mit bestem Examen) und sie arbeiteten unter anderem schon mit Größen wie Goethe oder Schiller. Neben ihrer Berufung Schriftsteller sind sie auch Bergbauingenieur. Wie kommt es also dass gerade sie einen Ruf als Schwärmer mit Todessehnsucht  genießen?

Novalis: Nun da kann ich nur sagen:

„Das größte Rätsel ist der Mensch sich selbst“ (Zitat -Novalis) 

Das liegt wahrscheinlich daran, dass meine ehemalige Verlobte Sophie von Kühn mit 15 Jahren verstarb… ihr Tod hat mich schwer bewegt und hatte konsequenterweise Einfluss auf meine Schriften insbesondere in „Hymnen an die Nacht“…  dass war übrigens die Idee meines Psychologen. Er half mir diesen schreckliche Vorfall zu verarbeiten.

Reporter: Sie waren in psychologischer Betreuung?

Novalis: Ja! Aber das ist eine andere Geschichte. Ich übertrieb es mit meiner Todessehnsucht und hatte starke Depressionen. Zum Glück hab ich mich wieder gefangen, was auch mit meiner wunderbaren Frau zu tun hat.

Reporter:  Sagen sie uns noch am Ende des Interviews was wir künftig von ihnen hören werden?

Novalis: Wenn ich nicht so eine anstrengende Lebenseinstellung hätte, würde ich wahrscheinlich länger leben. Manche Leute vergleichen mich mit einem Rockstar, wobei sie wissen müssen dass die besten Rocklegenden  nicht über 30 Jahre alt wurden. Solange es meine Gesundheit zulässt werde ich schreiben.

novalis

Quellen: wikipedia,  whoswho.de, gutenberg

Anmerkung der Redaktion: dies ist das sechzehnte Ergebnis zu dieser Aufgabe, Autor ist natürlich Clemens Brentano selbst. Viel Vergnügen bei der Lektüre und danke an Herrn Brentano!

brentano2Geboren.. …als : Drittes von 12 Kindern
                                 (einige starben früh)
                     …am : 09.09.1778
                     …in : Ehrenbreitstein

Geschlecht : Männlich

Sein Dialekt: rheinländisch

Sternzeichen: Jungfrau

Sexuelle Orientierung: Heterosexuell

Konfession : Katholisch → wendet sich von katholischer Kirche ab, später wieder zu

So hat er gewohnt: immer auf Wanderschaft, seit seiner Kindheit

Hier ist er gewesen: Koblenz (Jesuitengymnasium, Tante), Frankfurt (Eltern), Mannheim, Bonn (Studium), auf dem Boxberg bei Heidelberg, Jena (Zentrum der Romantik), Dresden, Prag, …

Ausbildung: Studium der Bergwissenschaft, Lehrling zum Geschäftsmann im Handelshaus seines Vaters, Medizin

Seine Hobbies: Musik, Theater spielen, Lesen ( Märchen! ), Reisen

Was er nicht mag: Wissenschaft, Philosophie

Seine große Liebe: Sophie Mereau: lernen sich 1798 kennen, weist Clemens mehrere Male ab, heiraten schließlich 1803, führen eine unglückliche Ehe, nach 2 Fehlgeburten stirbt Sophie bei der Geburt des 3. Kindes mit dem Kind zusammen
Luise Hensel (1817: lehnt Heiratsantrag ab → Freundschaft)

Ehefrauen: Sophie Mereau; Auguste Busmann (1807: unbedacht geschlossene Ehe → unglücklich, 1809: Trennung, schließlich Scheidung)

Gestorben: 28.07.1842

brentano

Wir haben nun im Unterricht einige romantische Liebeslieder angehört, die von Mendelssohn-Bartholdy vertont wurden und außerdem eingehender Wilhelm Müllers Gedicht „Lindenbaum“, bekannt auch unter dem Titel „Am Brunnen vor dem Tore“, besprochen. Hier haben wir auch Darstellungen auf Postkarten (s.u.) und die Vertonungen von Franz Schubert (Winterreise) und Friedrich Silcher verglichen. Insgesamt stellten sich folgende Motive als wichtig für die behandelten romantische Liebesgedichte heraus:

motive_liebeslieder

Das Farbschema bei wordle heißt diesmal „Blue meets orange“, was einerseits für das romantische Blau (vgl. die blaue Blume, aber auch Bach, Fluss, Brunnen etc.) und andererseits für das Orange des beliebten Sonnenuntergangs bzw. Abendrots stehen soll.

Formal haben wir festgestellt, dass die behandelten Gedichte sich gerne an der Form der Volkslieder orientieren, d.h. es gibt Strophen mit je 4 Versen, pro Vers meist 3-4 Hebungen und oft wechseln die Kadenzen zwischen männlich und weiblich. Häufig steht ein Kreuzreim, wobei dieser auch unvollständig sein kann und sich dann nur 2 der 4 Verse pro Strophe aufeinander reimen, oft findet sich auch ein jambisches Metrum. Es handelt sich jedoch nicht um „echte“ Volkslieder, sie stammen nicht aus alter, dann aufgezeichneter Überlieferung und sind nicht anonym, sondern wurden von einem romantischen Dichter absichtsvoll nach dem Vorbild des Volkslieds gestaltet, es handelt sich also um romantische „Kunstlieder“.

Wie wir festgestellt haben, können diese Kunstlieder dann aber sehr wohl durch eine Vertonung wieder zu Volksliedern werden, die von einer breiten Bevölkerung gekannt werden, ohne dass den Singenden aber die Autoren der Lieder bekannt wären (oder überhaupt, dass es sich um Lieder der Romantik und nicht um echte Volkslieder handelt, bestes Beispiel etwa „Das Wandern ist des Müllers Lust“, das auch von Wilhelm Müller geschrieben wurde). Ähnliches geschah mit der Vertonung von „Am Brunnen vor dem Tore“ durch Silcher. Hier nochmal das Gedicht von Wilhelm Müller mit einer wunderbaren Postkarten-Illustration von 1917 (aus dem Goethezeitportal):

Der Lindenbaum

mueller_brunnen_wssb_80__500x784_2Am Brunnen vor dem Tore,
Da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt’ in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.

Ich schnitt in seine Rinde
so manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort.

Ich mußt’ auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.

Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst Du Deine Ruh!

Die kalten Winde bliesen
Mir grad in’s Angesicht;
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche Stunde
entfernt von jenem Ort,
Und immer hör ich’s rauschen:
Du fändest Ruhe dort.

 

Nähere Informationen zum Gedicht und den Vertonungen mal wieder bei wikipedia